In gut einer Woche werde ich im Graubünden auf einer Fototour unterwegs sein. Bergwelt, Fotomaterial mittragen, dem Wetter ausgesetzt sein. Um meine Fitness zu testen, plane ich eine Tour um den Pfäffikersee. Mit Start ab Adetswil ergeben sich gesamthaft 18 Kilometer.
Aus Erfahrung weiss ich, die besten Fotos würde es immer dann geben, wenn meine Kamera nicht griffbereit ist …
Also halte ich mich lieber bereit. Mein Weg führt durchs Chämptnertobel Richtung Wetzikon. Tiere lassen sich vorerst keine blicken. Ob sich heute überhaupt eins zeigen wird?
Ich erreiche den grossen Wasserfall. Plötzlich fliegt ein Fischreiher weg. Ich hatte ihn nicht gesehen. So viel zu Tieren, die nicht da sind … Also mache ich ein paar Bilder vom Wasserfall und geniesse den Moment.
Ein Rotmilan in besonderer Stimmung
Nach einer guten Viertelstunde ziehe ich weiter, durchquere Wetzikon auf Nebenwegen und gelange so zum Riet des Pfäffikersees. Statt direkt auf den See zuzusteuern, wandere ich am etwas abseits gelegenen Chämtnerbach entlang. Vor einiger Zeit konnte ich auf dieser Strecke einen Turmfalken fotografieren. Ob er heute auch dort ist?
Während ich durch den leichten Regen spaziere, holt mich links in einem freistehenden Baum eine Bewegung aus meinen Gedanken. Ein Raubvogel. Schnell gehe ich hinter einem Gebüsch in Deckung und zücke meine Nikon D5 mit dem 500-Millimeter-Festbrennweite-Objektiv. Das Gebüsch bietet mir nicht nur den nötigen Schutz, ich baue es auch als Vordergrundgestaltung ein. So entsteht ein leicht verschwommener Baum, mit einem Rotmilan, der sich deutlich abhebt.
Ein Schwarzmilan auf der Jagd
Mittlerweile treffe ich in Pfäffikon ein und nehme mir eine weitere kurze Auszeit. Bis jetzt spüre ich die 18 Kilo Kameraausrüstung nicht in dem Mass, wie ich vermutet hatte. Plötzlich fällt mir am Himmel ein Schwarzmilan auf. Seine Flügel angezogen in der typischen Jagdhaltung, wenn er sich fallen lässt, um seine Beute zu fangen.
Durch das Schilf hindurch sehe ich, wie er ins Wasser schnellt und mit einem Fisch in den Krallen in meine Richtung fliegt. Reflexartig hebe ich meine Kamera, um die Szene festzuhalten. Dummerweise ist auf DX Bildgrösse 750 Millimeter eingestellt. So kriege ich Fisch und Vogel nicht auf die Linse. Zu nahe dran.
Während ich mich ärgere, hoffe ich, dass wenigstens aus etwas mehr Distanz noch ein Shot gelingt. Und siehe da, es klappt.
Doch dass sich eine solch einzigartige Szene 10 Meter von mir entfernt abspielt, ist schon für sich allein ein einzigartiges Erlebnis!
Während sich die Umrundung des Pfäffikersees langsam dem Ende zuneigt, entdecke ich in der Uferwiese eine Rehkuh mit einem Jungen. Diese friedliche Atmosphäre lasse ich auf mich wirken. Der Regen stärkt die Farben von Gras und Bäumen, sodass ich am Ende mit dem gesamten Bild sehr zufrieden bin.
Nach vier Stunden Fussmarsch habe ich genug Bildmaterial – auch wenn ich diese faszinierende Tierwelt noch länger geniessen könnte. Die Zwischenpausen haben gutgetan und ich fühle mich immer noch fit. Trotzdem lasse ich mich in Wetzikon von meiner Frau mit dem Auto mitnehmen.
Meine selbst ernannte Hauptprobe ist gelungen. Innerlich erfüllt freue ich mich auf meinen Trip ins Bündnerland.