Natur fotografieren: Was ganz einfach wirken kann, macht etwas mit dem Fotografen und das nicht zu knapp. Ein Blick hinter das Objektiv.
Ich bin unterwegs mit dem Ziel, per Selbstauslöser ein Selbstportrait zu fotografieren. Als Hobby-Naturfotograf suche ich einen Ort aus, der zu meiner Tätigkeit passt: den Wald. Das nachfolgende Erlebnis zeigt auf, dass Natur- und Tierfotografie mehr als einfach nur Bilder schiessen bedeutet.

Geschichten und Gefühle hinter dem Objektiv
Natürlich habe ich mir schon im Vorfeld überlegt, wo ich das Foto am besten mache. Wichtig ist mir dabei, dass neben Bäumen auch Weite und Tiefe in die Bildkomposition kommen. Zu diesem Zweck wähle ich einen Platz am Wegrand. Anschliessend montiere ich meine Kamera (Nikon D750) mit dem nötigen Abstand auf ein Stativ.
Ich wähle Blende 11 (für Tiefenschärfe) und eine Sechstel Sekunde Belichtungszeit (diesen Wert empfiehlt meine Kamera für eine optimale Belichtung). Dann den Selbstauslöser gedrückt, mich 3 Meter nach vorne auf den Boden gelegt, andere Kamera im Anschlag. Klick. Diese Übung wiederhole ich mehrmals.
Schnelles Handeln durch ruhige Bewegungen und Loslassen
Während ich anschliessend die Bilder betrachte, höre ich plötzlich auf der anderen Seite des Weges ein Geräusch und sehe gleich anschliessend in ein paar Metern Abstand drei Rehe über den Weg hüpfen. Da die zweite Kamera (Nikon D5) in dem Moment nicht greifbar ist, lasse ich den Moment einfach auf mich wirken.
Eine Entscheidung von Sekunden, wie man sie in der Tierfotografie oft fällen muss.
Rehe sind scheu. Wenn ich nun schnell die andere Kamera packe, sind sie weg. Doch genau das möchte ich nicht. Sie sollen mich in möglichst guter Erinnerung behalten. Von einem anderen Naturfotografen habe ich gelesen, dass dank eines über eine längere Zeit aufgebauten Vertrauens die Rehe nicht mehr vor ihm flüchteten. Fazit: wunderschöne Fotos.
Vielleicht begegnen mir dieselben Rehe wieder einmal. Kann sein, dass ich dann für mein Verhalten belohnt werde.
Während sich diese Gedanken in mir abspielen, geniesse ich das Naturschauspiel vor meinen Augen. Das dritte Reh, ein Rehbock, bleibt am Wegrand stehen. Ganz vorsichtig fixiere ich ihn mit der Kamera im Live-View-Modus und stelle auf scharf. Der Selbstauslöser ist immer noch aktiviert und braucht satte 10 Sekunden bis zum Klick. Bleibt nur zu hoffen, dass der Rehbock noch etwas bleibt. Meine Ruhe scheint tatsächlich auch die Seine nicht zu stören. Der Selbstauslöser geht ab und mein Rehbock zieht in gemächlichem Tempo seines Weges.
Beim Fotografieren gibt es oft mehr als eine Chance. Ich muss und will es zulassen, dass nicht alle spannenden Szenen festgehalten werden können und sollen.
Die Tierfotografie hilft mir auch im Lebens- und Berufsalltag. Es gibt viele Dinge, die wir am besten loslassen, da wir sie sowieso nicht festhalten können.
Einzigartige Momente durch geschicktes Verhalten ermöglichen
Für mich sind dies ganz besondere Momente, wenn Tiere mich sehen und trotzdem dableiben.
Ich bin überzeugt, dass meine innere Haltung einen grossen Einfluss darauf hat, ob ein Tier flüchtet oder nicht. Tiere nehmen einen ganz genau wahr.
Die folgenden Punkte sind mir bei der Tierfotografie wichtig geworden:
- Ich versuche Tieren respektvoll, bedingungs- und machtlos zu begegnen.
- Es darf zu einem Foto kommen, muss aber nicht.
- Ich verwende keine Geräusche (z. B. Tierstimmen auf dem Smartphone) oder Nahrung, um sie anzulocken.
- Ich halte bewusst Distanz.
- Ein Tier soll sich frei fühlen zu bleiben oder zu gehen. Fluchttiere, die bleiben, sind der Lohn einer respektvollen Haltung ihnen gegenüber.
- Das Schönste, was einem Forografen passieren kann: wenn sich ihm Tiere freiwillig nähern.
Gelingen Fotos nach den obigen Bedingungen, sind dies unvergessliche Erlebnisse!
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