Vögel zu fotografieren ist nicht immer ganz einfach. Vögel machen innert Tausendsteln von Sekunden Mikrobewegungen, die die Schärfeneinstellung erheblich beeinflussen. Und bemerken sie einen, fliegen sie schnell weg. Doch es gibt Ausnahmen. Über meine besondere Begegnung mit einem weiblichen Hausrotschwanz.

Es ist Dienstagabend etwas nach 17 Uhr. Während die meisten Menschen jetzt wohl in den Ferien verweilen, arbeite ich. Ein strenger Tag liegt hinter mir. Draussen ist es schwül. Ein Zustand, den ich gar nicht liebe. Umso mehr freue ich mich, als es zu regnen beginnt. In einem solchen Moment geniesse ich es, mich ins Bett zu legen und bei geöffnetem dem Regen zu lauschen. Einfach so, einfach dasein.
Wer bist du denn?
Als der Regen nachlässt, fällt mir ein anderes Geräusch auf. Es ist mir fremd. Mein Interesse ist geweckt. Vor dem Fenster steht ein grosser Holunderbusch.
Als ich mich schleichend zum Fenster hinbewege, erblicke ich einen weiblichen Hausrotschwanz, mitten im Geäst.
Wir schauen einander an, als ob wir uns gegenseitig fragen würden: «Wer bist du denn?» Wenn Vögel nicht gleich davonfliegen, ist die Chance gross, ein paar Fotos schiessen zu können. Nur ist meine Kamera im unteren Stockwerk und Bewegung meinerseits bedeutet in der Regel, dass der Vogel weg ist.
Doch wer nicht wagt, schiesst keine Fotos.
Die Neugierde gewinnt
Als ich mich zurückpirsche, ist der Hausrotschwanz noch am gleichen Ort. Die nächste Herausforderung sind die nicht gerade leisen Klickgeräusche meiner Kamera. Er bleibt tatsächlich sitzen und lässt sich in allen möglichen Posen fotografieren. Zwischendurch fliegt er weg, kommt aber wieder zurück. Zwei oder drei Meter Abstand sind zwischen uns.
Mutprobe?
Während ich so dastehe und auf gute Bilder hoffe, stelle ich fest, dass uns von der hinteren Seite des Holunderbeerbaums her eine ganze Horde Hausrotschwänze und Spatzen neugierig zusehen.
Ob es wohl eine Mutprobe ist, wer am nächsten zu dem Menschen mit dem schwarzen Ding hinfliegt, ohne Angst zu zeigen?
Es kommt mir auf jeden Fall so vor. Plötzlich hat der, bzw. die Mutigste genug und meine Zeit scheint abgelaufen zu sein. Zuvor noch eine letzte schöne Pose für meine Emotionen.
Falsche Kamera-Einstellungen
Dass Vogelfotografie eine Konzentrationssache ist, ist mir bewusst. Die Situationen verändern sich jeweils in Sekundenschnelle. Da ist es extrem wichtig, dass der Fotograf voll präsent ist. Doch am Ende eines anstrengenden Tages ist das etwas viel verlangt. Und so gelingen mir zwar schöne Bilder, wenn sich der Hausrotschwanz nicht bewegt (500stel Sekunde, Blende 8). Bewegt er sich aber, wird’s halt nicht ganz so scharf, wie ich es gerne hätte.
Wie immer, gehen mir solche Begegnungen zu Herzen und ich freue mich schon auf die nächste.
Denn dann wird alles ganz anders sein und ich werde nur die richtigen Einstellungen treffen. 😉

Weitere Blogs rund um Naturfotografie

Waldfotografie: Ab in den regionalen «Regenwald»
Das Wetter ist nass. Zeit für einen Fototrip im nahegelegenen «Regenwald». Regen gehört zur Natur und darum auch zur Naturfotografie. Regen verändert das Landschaftsbild und verstärkt die Farben. Gespannt auf das, was mich erwartet, mache ich mich im Zürcher Oberland auf in ein weiteres Kapitel meiner Waldfotografie-Reihe. Ich gehe tief in den Wald hinein und

Waldfotografie: Entdecken und umsetzen
Unser Wald: Für mich ganz klar Erholungsraum Nummer eins und voller verlockender Sujets für die Naturfotografie. Wie alle Motive hat auch der Wald seine Herausforderungen. Von den Lichtverhältnissen bis hin zum Aufenthalt nach starken Regengüssen oder Schneeschauern, was nicht ganz ungefährlich ist. Wie kann man sich also gut vorbereiten? Auf was muss man achten und

Naturfotografie: Entwicklung der Bildkomposition und der Persönlichkeit
Ich habe innere Bilder und sehe äussere. Da gibt es Vorstellungen, was für Fotos ich in der Natur schiessen könnte. Ein Objekt, ein Impuls und schon entsteht vor meinem inneren Auge eine Bildkomposition. Sie zieht und fordert und verändert sich und meine Idee und mich selbst. Ein kleiner Einblick für Hobby- und Sinnsuchende in eine